Google Pixel Watch: Vibration der Uhrzeit jetzt verfügbar
03.04.2024 von Steffen | etwa 3 Minuten Lesezeit
Besitzer einer Google Pixel Smartwatch können ab sofort das April-Update 2024 herunterladen und erhalten neben den üblichen Sicherheitsaktualisierungen auch einige neue Funktionen. Wichtigstes Feature ist "Smartwatch mit Vibration", eine neue Unterkategorie in den Vibrationseinstellungen, welche es erlaubt, die Uhrzeit per Tippgeste als Vibrationen ausgeben zu lassen.
Über kurz oder lang erfährt man, wie spät es ist
Dabei ist das Menü an sich nicht neu. Auf meiner Pixel Watch der zweiten Generation konnte ich bereits nach dem Kauf dieses Menü finden, nur hatten die darin aufgeführten Funktionen bislang keinerlei Auswirkungen. Nun aber lässt sich die Vibration endlich aktivieren, auch wenn der Sinn in der momentanen Umsetzung eher fraglich ist. Die Angabe der Zeit per Vibration ist nämlich erst bei eingeschaltetem Display möglich, wenn man ohnehin schon mit Ohr und Auge die Uhrzeit wesentlich schneller auf dem Display erfasst hat.
Standardmäßig erfolgt die Vibration in einem im Grunde simplen Zehnersystem, was in den Hilfetexten des Einstellungsmenüs ein wenig unverständlich übersetzt wurde. Eine lange Vibration steht dabei für jeweils die Zahl 10, kurze Vibrationen für einstellige Zahlen. Ein einfacher Tipp mit zwei Fingern gibt die Stunden aus, ein Doppeltipp mit zwei Fingern die Minuten. Hört sich zunächst kompliziert an, ist aber im Grunde schnell zu erlernen.
Angenommen, es wäre 12 Uhr und 8 Minuten. Die Uhr würde beim Abruf der Stunde zunächst einmal lang und zweimal kurz vibrieren, also 10 Stunden + 2 Stunden = 12 Stunden. Da die Minuten in diesem Fall noch keine 10 erreicht haben, würde die Uhr beim Abruf achtmal kurz vibrieren. Wären es schon 28 Minuten, dann würde die Uhr also erst zweimal lang, und dann achtmal kurz vibrieren. Wem dieses System trotzdem zu kompliziert oder langatmig ist, kann entweder die Vibrationsgeschwindigkeit erhöhen oder auf ein kurzes System umschalten, wobei die Minuten auf die jeweils vergangene Viertelstunde abgerundet werden. Eine kurze Vibration steht dabei für jeweils eine Viertelstunde. Die erste Minutenvibration erfolgt also ab 15 Minuten nach der vollen Stunde. Das ist natürlich nur etwas für Menschen, denen es nicht auf die genaue Minute ankommt.
Gut gemeint, schlecht gemacht?
Wie bereits erwähnt lässt sich die Vibration nur dann auslösen, wenn das Display der Uhr aktiviert wird. Selbst, wenn das Always-On-Display aktiv ist (bei aktiviertem TalkBack nicht verfügbar), lässt sich die Vibrationsfunktion nicht nutzen. Hier muss man sich schon fragen, welchen Sinn diese Funktion dann überhaupt noch hat. Aktiviert man das Display, wird ohnehin die Uhrzeit angezeigt oder via Sprachausgabe angesagt. Das funktioniert in der Regel auch wesentlich schneller als selbst die schnellste Vibrationseinstellung. Ob vielleicht taub-blinde Menschen einen Nutzen davon hätten kann ich schwer beurteilen. Vermutlich ist für diese Zielgruppe aber die Smartwatch als Gesamtprodukt noch nicht geeignet. Als ein denkbares Einsatzszenario speziell für blinde Menschen ist eine laute Straße vorstellbar, auf der die Sprachausgabe einfach zu leise wäre, um sie sicher zu verstehen. Einen viel größeren Nutzen hätte die Vibration aber bei ausgeschaltetem Display, um unauffällig während Besprechungen oder in anderen, ruhigen Umgebungen die Uhrzeit abzufragen. Hier sollte Google definitiv noch nachbessern, denn sonst bleibt diese Funktion nicht mehr als ein nettes Spielzeug, um ein bisschen schneller den Akku zu entleeren.
Update vom 15.11.2024
TalkBack für WearOS hat inzwischen eine Option in den Ausführlichkeitseinstellungen, die das automatische Ansagen der Uhrzeit beim Aktivieren des Displays verhindert. Das Problem, dass man zunächst die Uhr zur Nutzung der Vibration überhaupt aktivieren muss, bleibt jedoch bestehen.
Über Steffen
Ich bin seit 2016 mit Android vertraut und ein klarer Fan weitgehend unmodifizierter Oberflächen. Geräte von Motorola, Google und Amazon sind bei mir im Einsatz, aber auch das eine oder andere Spezialgerät abseits des Mainstreams (Ulefone, Inrico etc). F-Droid und allgemein quelloffene Software machen einen großen Teil meiner installierten Apps aus.