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TalkBack 15.0 wurde veröffentlicht: Das ist neu

03.09.2024 von Steffen, Accessible Android | etwa 4 Minuten Lesezeit

Dies ist eine Übersetzung des englischen Originals von Accessible Android.

Google hat die Version 15.0 des Screenreaders TalkBack veröffentlicht. Die wichtigste Neuerung ist das Hinzufügen von Gemini-basierten Bildbeschreibungen. Werfen wir einen Blick auf die Neuerungen in TalkBack 15.0. Bitte beachtet, dass die Einführung schrittweise erfolgt. Wenn das Update also noch nicht angeboten wird, habt noch etwas Geduld - es sollte in den nächsten Tagen auf allen Geräten ankommen.

Gemini-basierte Bildbeschreibungen

Mit Version 14.1 hat Google Bild- und Symbolbeschreibungen in TalkBack eingeführt. Diese Beschreibungen waren jedoch oft wenig detailliert und unzuverlässig und wurden offline auf dem Gerät erstellt, nachdem die erforderlichen Daten heruntergeladen wurden.

TalkBack 15.0 hebt Bildbeschreibungen auf ein neues Niveau, indem es Gemini-basierte Bildbeschreibungen implementiert. Wenn man jetzt die Option „Bild beschreiben“ aus dem TalkBack-Menü auswählt - oder wenn eine Geste zugewiesen wurde - wird man gefragt, ob die detaillierten KI-Bildbeschreibungen verwendet werden sollen. Diese lassen sich auch über TalkBack Einstellungen > Bild- und Symbolbeschreibungen > Detaillierte Bildbeschreibungen aktivieren. Bitte beachtet, dass die automatischen Beschreibungen noch die alten Offline-Daten verwenden.

Die Verwendung der neuen detaillierten Bilderkennung führt zu ausführlicheren und umfangreicheren Beschreibungen. Während unserer kurzen Tests haben wir festgestellt, dass die Beschreibungen nützlicher und detaillierter sind. Zum Beispiel wurden Personen korrekt erkannt (wir testeten mit einem Bild von zwei berühmten Politikern und sie wurden identifiziert). Die aktuelle Implementierung hat jedoch auch Schwächen.

Die neuen KI-basierten Bildbeschreibungen werden online erstellt. Obwohl die Ergebnisse schnell und mit minimaler Wartezeit geliefert werden, greift TalkBack nicht auf die weniger detaillierten Offline-Beschreibungen zurück, wenn keine Internetverbindung besteht.

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt betrifft die Texterkennung. Im Gegensatz zu den schlechten Offline-Bildbeschreibungen hat TalkBack traditionell gute Leistungen bei der Text- und Symbolerkennung erbracht und Text in Bildern und fokussierten Objekten genau erkannt. Bei den auf Gemini basierenden Online-Beschreibungen ist der erkannte Text jedoch Teil der Gesamtbeschreibung. Das bedeutet, dass Gemini entscheidet, wie der Text zu lesen ist, was oft zu einer Zusammenfassung oder Teillesung führt. Da es keine manuelle Möglichkeit zur Texterkennung gibt, hat TalkBack seine Fähigkeit zur genauen Texterkennung verloren und wurde durch eine weniger zuverlässige Lösung ersetzt, die möglicherweise Teile des Textes nicht erkennt oder auf der Grundlage des erkannten Textes Halluzinationen erzeugt - es sei denn, der Benutzer entscheidet sich dafür, die detaillierten Bildbeschreibungen zu deaktivieren und sich auf die weniger detaillierten Offline-Beschreibungen zu verlassen. Zusammenfassend kann man sagen, dass man die detaillierten Bildbeschreibungen entweder so wie sie sind oder gar nicht verwenden kann.

Es ist erwähnenswert, dass die automatische Erkennung immer noch die Offline-Daten verwendet, einschließlich der Texterkennung, aber diese Methode ist weniger komfortabel - vor allem, wenn man die Symbol- und Texterkennung für alle Objekte aktiviert, nicht nur für diejenigen, die nicht beschriftet sind.

Granulare Interpunktionssteuerung

TalkBack 15.0 führt eine granulare Steuerung der Interpunktion ein. Ihr könnt nun wählen, ob alle Satzzeichen, die meisten Satzzeichen oder nur einige Satzzeichen gelesen werden sollen. Bei „Alle“ werden alle Satzzeichen gelesen, bei „Einige“ nur einige. Diese Funktion hat keinen Einfluss auf die Zeichennavigation und kann über die Ausführlichkeitseinstellungen oder durch Hinzufügen zu den Vorleseoptionen im Abschnitt „Menüs anpassen“ der TalkBack-Einstellungen verwaltet werden.

Neue Befehle für die Textauswahl mit einer Braillezeile oder der TalkBack Braille-Tastatur

Bei Verwendung einer unterstützten Braillezeile oder per Eingabe über die TalkBack Braille-Tastatur könnt ihr nun Text von der Cursorposition bis zum Anfang oder Ende des Textes auswählen.

  • Braillezeile: Leertaste drücken + die Punkte 1, 2, 3, 7, 8, um vom Cursor zum Textanfang zu selektieren, und die Leertaste + die Punkte 4, 5, 6, 7, 8, um vom Cursor zum Textende zu selektieren.
  • TalkBack Braille-Tastatur: Vom Cursor zum Textanfang auswählen, indem man die Punkte 4 und 5 gedrückt hält und dann mit zwei Fingern an beliebiger Stelle nach oben streichen. Vom Cursor zum Textende wählen, indem man die Punkte 4 und 5 gedrückt hält und dann mit zwei Fingern an beliebiger Stelle nach unten streichen.

Diverse Änderungen

  • Ab nächstem Element lesen heißt jetzt Ab fokussiertem Element lesen, um die Funktionsweise dieser Funktion widerzuspiegeln - sie beginnt mit dem Lesen des aktuell fokussierten Elements anstelle des nächsten Elements.
  • Einige Benutzer haben von einer verbesserten Reaktionszeit berichtet, aber wir können nicht bestätigen, ob dies ein echter Effekt oder nur ein Placebo-Effekt ist, und ob dies für die meisten Geräte gilt.
  • Die Kontaktseite für den Google-Support für Menschen mit Behinderungen kann nun über die neue Option Kontakt zum Support für Menschen mit Behinderungen in den TalkBack-Einstellungen aufgerufen werden.

Zusammenfassung

Die neue TalkBack-Version bietet nicht viel mehr als die Gemini-basierten Bildbeschreibungen, die noch verbesserungswürdig sind. Trotzdem schätzen wir sie als ersten Schritt. Wir sind noch dabei, die neue TalkBack-Version zu testen und werden diesen Artikel aktualisieren, wenn wir etwas Erwähnenswertes finden.

Über Steffen

Ich bin seit 2016 mit Android vertraut und ein klarer Fan weitgehend unmodifizierter Oberflächen. Geräte von Motorola, Google und Amazon sind bei mir im Einsatz, aber auch das eine oder andere Spezialgerät abseits des Mainstreams (Ulefone, Inrico etc). F-Droid und allgemein quelloffene Software machen einen großen Teil meiner installierten Apps aus.

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